Keine Chance für Hacker
Beschleunigt durch die zunehmende Vernetzung und stärkere Nutzung digitaler Prozesse aufgrund der Pandemie, steigt die Bedrohung aus dem Cyber-Space nahezu täglich. Gerade in Hoch-Sicherheitsbereichen, in denen sich HENSOLDT bewegt, eine ganz besondere Herausforderung. Die Lösungen dafür entstehen bei HENSOLDT Cyber unter dem Dach von HENSOLDT Ventures – dem agilen Innovationshub mit besonders anspruchsvoller Mission.
Früher war vieles weniger komplex – oder zumindest überschaubarer. Da stand ein HENSOLDT Radar – teilweise im wahrsten Sinne des Wortes – isoliert in der Wüste. Software-Updates wurden direkt vom Laptop aufgespielt, Daten lokal genutzt. Mögliche Schäden waren und blieben lokal. Heute sind Systeme hochgradig vernetzt – innerhalb ihrer Subsysteme, aber auch mit der Außenwelt. Zukunftsprojekte wie die „Air Combat Cloud“ im „Future Combat Air System“ (FCAS) oder das vernetzte „Main Ground Combat System“ (MGCS) zeigen deutlich, dass sich dieser Trend in den kommenden Jahren noch einmal beschleunigen wird. Denn diese Vernetzung eröffnet dem Anwender der Systeme völlig neue Potenziale durch Informationsüberlegenheit.
Gleichzeitig werden damit aber auch Angriffen aus dem Cyber-Space potenziell Tür und Tor geöffnet, im militärischen wie im zivilen Bereich. Zum einen über den „Faktor Mensch“. Gerade in Zeiten der Pandemie und der damit einhergehenden mobilen Arbeit können so ganze Unternehmen und Infrastrukturen lahmgelegt werden. Zum anderen aber auch über die verwendete Technologie. Denn bei Hard- und Software „von der Stange“ weiß man nie, welche Einfallsmöglichkeiten bestehen – und man kann es auch kaum überprüfen.
HENSOLDT Cyber hat dieses Problem frühzeitig erkannt und Lösungen in Angriff genommen – gezielt für Komponenten, die in Gesamtsysteme mit besonders hohen Sicherheitsanforderungen eingebettet werden. Innerhalb kürzester Zeit entwickelte ein junges Team den Prozessor MiG-V (ein auf RISC-V basierter Prozessor „Made in Germany“-V) als ersten seiner Art in Europa. Mit TRENTOS entstand bei HENSOLDT Cyber zudem ein neues hochsicheres Betriebssystem. Und auch für die Software, die dort aufgespielt wird, handelt HENSOLDT Cyber nach dem Prinzip „safety first“ und berät Dritte, damit entsprechende Applikationen nach denselben strengen Sicherheitsmechanismen entwickelt werden. So entsteht ein durchgängig über alle sicherheitskritischen Ebenen in Hard- wie Software hochsicheres Gesamtsystem, das auf diesem Qualitätsstandard bisher weltweit einmalig ist. Hackern lässt es keine Chance – denn hier können erstmals alle Komponenten detailliert überprüft und damit geschützt werden. Das Erfolgsrezept heißt damit: sichere IT statt IT-Sicherheit. Denn HENSOLDT Cyber geht das Problem an der Wurzel an, anstatt unsichere IT nachträglich abzusichern durch die bloße Bekämpfung von „Symptomen“.
Schritt für Schritt sollen Hard- und Software zukünftig in die neuen HENSOLDT- Produkte integriert und bestehende beispielsweise durch den Austausch der Prozessoren auf den neusten Stand gebracht werden. Gleichzeitig werden alle Komponenten kontinuierlich auf den neuesten Stand gebracht, neue Gefahren evaluiert und neue Methoden zu deren Abwehr entwickelt. Dazu arbeitet HENSOLDT Cyber in gemeinsamen Forschungsprojekten mit der TU München, weiteren Universitäten in ganz Deutschland und außeruniversitären Forschungseinrichtungen wie dem Fraunhofer Institut zusammen. Durch die frühzeitige Einbindung von jungen Akademikern und Technologie-Experten tritt HENSOLDT Cyber bereits jetzt in Dialog mit künftigen Anwendern oder Entwicklern.
Unter dem Dach von HENSOLDT Ventures belegt HENSOLDT Cyber damit eindrucksvoll die Schlagkraft des hausinternen Innovations-Inkubators. Auch mit HENSOLDT Analytics und dem 2021 mit einem israelischen Spezialisten für 3D-Druck gegründeten Joint Venture J.A.M.E.S („Jetted Additively Manufactured Electronic Sources“) wird HENSOLDT Ventures so zu einer wichtigen strategischen Säule im Unternehmen – getreu dem eigenen Bereichsmotto: revolutionär statt evolutionär.
Marian Rachow
Neben seiner Position als Leiter der HENSOLDT Ventures verantwortet Marian Rachow die Geschäftsführung der HENSOLDT Cyber GmbH. In seiner mehr als zwanzigjährigen Karriere mit verschiedenen Managementpositionen im Airbus-Konzern absolvierte der Diplom-Elektrotechnik-Ingenieur ein Executive Management Programm an der Harvard Business School. Nach der Gründung mehrerer Start-Ups kehrte Rachow 2017 ins Management von HENSOLDT zurück und baut seitdem kontinuierlich die HENSOLDT Ventures samt ihren Beteiligungen auf.
Sascha Kegreiß
Sascha Kegreiß ist seit 2019 Chief Technical Officer von HENSOLDT Cyber. Als Diplom-Ingenieur im Bereich Informationstechnik war er zuvor als Softwareingenieur und Entwickler unter anderem bei Airbus Defence and Space in leitenden Positionen beschäftigt. In seiner aktuellen Tätigkeit widmet er sich ausschließlich dem Thema Cyber Security.
Drei Fragen an Marian Rachow
Geschäftsführer HENSOLDT Cyber GmbH und Leiter HENSOLDT Ventures
Idee – Start-Up – Innovation
Welche Rolle spielt HENSOLDT Ventures heute in der HENSOLDT-Familie?
Als HENSOLDT Ventures wollen wir einer der großen Innovationstreiber in unserem Unternehmen sein. Unser Fokus liegt auf disruptiven und weniger inkrementellen Entwicklungen, vor allem bei Big Data, Cyber Security, Künstlicher Intelligenz und Robotics. Als Unternehmen im Unternehmen können wir unabhängig, aber dennoch nah an den Themen und dem Portfolio der Gruppe Produkte und Lösungen entwickeln, die dann im Gesamtkontext einen großen Mehrwert bieten. Dazu gründen wir agile Bereiche wie HENSOLDT Cyber und HENSOLDT Analytics. Hier entwickeln wir Schlüsseltechnologien in den beiden Bereichen „Hochsichere Basis-IT“ und „Künstliche Intelligenz“, die zukünftig in viele, um nicht zu sagen in nahezu alle Produkte von HENSOLDT einfließen werden. Um dies zu beschleunigen, bauen wir im Ventures Labs Prototypen, wie zum Beispiel aktuell eine Drohne, die basierend auf KI eine andere Drohne fängt. Mit solchen Demonstratoren überzeugen wir Kunden und generieren neue Projekte, um diese Schlüsseltechnologien in die HENSOLDT-Gruppe einfließen zu lassen.
Haben Sie dabei mit HENSOLDT Ventures völlig freie Hand?
Wir sind Teamplayer. Darum haben wir uns schnell und fest im Unternehmen etabliert. Wir denken außerhalb der Box und dabei immer unternehmerisch gemäß dem ONE HENSOLDT-Gedanken. Wir fokussieren uns auf das, was HENSOLDT technologisch weiterbringt. Alle unsere Themen pitchen wir daher vor dem Executive Committee und dem Vorstand, um Investitionen zu erhalten. HENSOLDT fungiert dabei als interner Investor in ein Corporate Start-Up. Der künftige Mehrwert für HENSOLDT und vor allem unsere Kunden muss ganz klar im Vordergrund sein. In der Umsetzung dieser Projekte sind wir auf der Prozessseite ein Stück weit freier, was uns durchaus einen Geschwindigkeitsvorteil bringt. Gerade die übergreifenden Lösungen von HENSOLDT Cyber und HENSOLDT Analytics belegen, wie aus einer Idee innerhalb kürzester Zeit Innovationen und sogar eigene Unternehmen entstehen, von denen die ganze HENSOLDT-Gruppe profitiert.
Wie gewinnen Sie die notwendigen Fachkräfte und Talente?
Die gesamte Verteidigungs- und Sicherheitsindustrie sieht sich vor der Herausforderung, junge Talente zu gewinnen. Seit unserer Gründung 2018 haben wir trotz eines extrem kompetitiven Bewerbermarktes rund 100 hochqualifizierte Mitarbeitende eingestellt und hatten dafür etwa 3.500 Bewerbungen. Denn wir arbeiten an spannenden Themen, die gerade junge „High Potentials“ ansprechen. Natürlich bieten wir auch ein modernes, kollaboratives Open Space Office und weitreichende Möglichkeiten zum flexiblen mobilen Arbeiten. Beim Altersdurchschnitt liegen wir mit rund 30 Jahren deutlich unter dem Durchschnitt von HENSOLDT. Gleichzeitig achten wir aber immer darauf, in unseren Teams auch auf die Expertise erfahrener Mitarbeitender zurückgreifen zu können. Die Kombination aus Deep Tech, großer Freiheit, die jeden Einzelnen zur Mitgestaltung der Bereiche anregt, flexiblem Arbeiten, moderner Office-Umgebung, Internationalität, persönlichen und beruflichen Weiterentwicklungsmöglichkeiten sowie der Sicherheit der „HENSOLDT-Mutter“ scheint das Erfolgsmodell zu sein, weshalb sich Young Talents für uns und somit für die Verteidigungsindustrie entscheiden.
Drei Fragen an Sascha Kegreiß
CTO HENSOLDT Cyber GmbH
Prozessor – Software – Sicherheit
Wie entwickelt sich die Gefahr, die von Hackern ausgeht, und wie sichert HENSOLDT sich und seine Produkte dagegen ab?
Das Risiko wächst exponentiell. Denn durch die zunehmende Vernetzung vergrößert sich einerseits die Anzahl möglicher Angriffspunkte, andererseits erhalten Hacker bei einem erfolgreichen Angriff oftmals auch Zugriff auf das Gesamtsystem einer Organisation einschließlich all seiner Komponenten. Darum gehen wir bei HENSOLDT Cyber auch einen anderen Weg als den normal üblichen, beispielsweise durch Firewalls. Wir setzen eine Stufe davor an und entwickeln einen eigenen, abgesicherten Prozessor und ein eigenes sicheres Betriebssystem, auf denen dann die kritische Software für unsere Systeme und Geräte läuft. Wir nennen das sichere IT statt IT-Sicherheit.
Warum ist das gerade jetzt für HENSOLDT so wichtig?
Es ist eine Voraussetzung dafür, als Systemanbieter integrierte und sichere Lösungen verkaufen zu können. Eine der größten Schwachstellen waren in der Vergangenheit die Systemkomponenten, die als „Black Boxes“ eingesetzt werden, wie etwa der Prozessor, Betriebssysteme oder Firmware. Denn sie stammen aus unterschiedlichsten Quellen, sind geschlossene Systeme und haben oftmals – gewollt oder ungewollt – Schwachstellen, über die Angriffe möglich sind. Darum werden wir diese Elemente Schritt für Schritt durch unsere eigenen, sicheren ersetzen, deren Sicherheit wir kennen und kontrollieren können. Durch die Verbindung von Hardware und Software entsteht so ein hochsicheres Gesamtsystem, das in seiner Sicherheitsqualität Maßstäbe setzt.
Wie können Sie für diese Sicherheit garantieren und in welchen Bereichen sollen die Lösungen eingesetzt werden?
Mit unserem Prozessor, unserem Betriebssystem und sicherer Anwendungs-Software können wir mittels formaler Methoden nachweisen, dass es im Gesamtsystem keinen einzigen kritischen Zustand gibt, der nicht spezifiziert ist, und der einen Angriff erlauben würde. Diese drei Ebenen durchgängig und lückenlos als sichere IT zu gestalten, das ist der entscheidende Punkt. Dieses Paket eignet sich dann natürlich besonders für alle hochsicheren Bereiche im Verteidigungssektor, genauso aber auch für kritische Infrastruktur oder etwa im Weltall, wo oftmals Schadensbehebung schon allein aufgrund der Distanz nicht möglich sind. Die Integration in unsere eigenen Produkte hat gerade erst begonnen, aber die möglichen Anwendungsfelder reichen weit darüber hinaus.
Triple Play
Prozessor, Betriebssystem und Software durchgängig und lückenlos als sichere IT zu gestalten – dafür steht HENSOLDT Cyber.
SECURITY CONSULTING SERVICES
Mit einem maßgeschneiderten Consultingangebot und sicherer Anwendungs-Software kann IT lückenlos und sicher gestaltet werden.
TRENTOS
Das hochsichere Betriebssystem von HENSOLDT Cyber isoliert seine Komponenten und beschränkt die Kommunikation auf explizit freigegebene Kanäle. Der gesamte Informationsfluss bleibt nachvollziehbar und damit sicher.
RISC-V
Der von HENSOLDT Cyber entwickelte Allzweck-Prozessor basiert auf einer Open Source-Architektur und ermöglicht die volle Kontrolle über die Entwicklungs- und Produktionskette. Eine „Logic Encryption“ verhindert das Einschleusen von Hardware-Trojanern. Damit eignet er sich ideal für Hochsicherheitsanwendungen.