Sicherheit fördern

Sicherheits­geschäft von HENSOLDT

Drohnen­abwehrsystem
Xpeller

Schutz
bedrohter Tierarten

Militärische Verteidigung und zivile Sicherheit – mit dem techno­logischen Fortschritt verschwimmen zusehends die Grenzen zwischen Bereichen, die bisher als getrennte Märkte verstanden wurden. Dort, wo gemeinsame techno­logische Heraus­forderungen und Kundenbedürfnisse maßgeblich sind, überwindet HENSOLDT diese Grenze mit seinem innovativen, variablen Portfolio an Sicherheitslösungen für unter­schiedlichste Anforderungen. Sie helfen, Bedrohungen frühzeitig zu entdecken und die hybriden Konflikte der Zukunft zu lösen. Zum Schutz von Mensch und Tier, von Veranstaltungen und kritischer Infrastruktur. Auf dem Weg zum europäischen Champion sorgt HENSOLDT so schon heute weltweit für das oftmals entscheidende Mehr an Sicherheit.

Sicherheitsgeschäft von HENSOLDT

Mehr Sicherheit
für Mensch und Tier

In seinem Bereich „Security Solutions“ bündelt HENSOLDT in sieben Geschäftsfeldern unter­schiedlichste Technologien zum Schutz von Menschen und Tieren, von Großveranstaltungen, Grenzen und kritischer Infrastruktur. Dafür nutzt HENSOLDT seine militärisch bewährten Technologien und transferiert diese in angrenzende Sicherheitsbereiche.

Diagramm Security Business
Der Drohnen-Jäger

Der Drohnen-Jäger

Unbemannte Flugobjekte werden zusehends kleiner, schneller und effektiver – und immer häufiger auch zu einer ernsten Bedrohung für die Sicherheit im Luftraum sowie am Boden. Mit Xpeller steuert HENSOLDT gegen.

Allein in Deutschland gibt es mehr als 400.0001 Drohnen. Ein Großteil davon sind Mikro- oder Minidrohnen, die man jederzeit käuflich erwerben und ohne Training oder Zertifizierung fliegen kann. Deshalb steigen mit der wachsenden Zahl an unbemannten Flugobjekten (kurz UAS für „Unmanned Aircraft System“) auch die Zwischenfälle in kontrollierten Lufträumen. 2020 kam es so im europäischen Luftraum zu über 500 gemeldeten Zwischenfällen an Flughäfen2, teilweise – wie 2018 mitten im Weihnachts-Flugverkehr am Londoner Flughafen Gatwick – mit der Folge einer stundenlangen kostenintensiven Schließung.

Gleichzeitig entwickeln sich die technischen Möglichkeiten von Drohnen ständig weiter. Sie werden immer kleiner, schneller und manövrierfähiger. Mit einem einzigen Flug können größere Drohnen mittlerweile bis zu 150 Kilogramm Last transportieren – Passagiere, Drogen oder auch gefährliche Substanzen. Täglich werden neue und intelligentere Drohnen auf dem Markt verfügbar, dazu kommen modifizierte, selbst gebaute und militärische Drohnen. Über Mobilfunknetze gesteuert legen sie enorme Reichweiten zurück.

Nicht zuletzt darum haben auch Kriminelle Drohnen für sich entdeckt. Politisch motiviert eingesetzt oder sogar zum Drogenschmuggel im Rahmen der Organisierten Kriminalität genutzt, können Drohnen so zu einer echten Bedrohung werden. Das zeigten zwei Vorfälle, die 2021 für Schlagzeilen sorgten: Im September wurden über einer Polizeikaserne in Minsk (Weißrussland) mehrere Liter einer entflammbaren Flüssigkeit von einer Drohne abgeworfen. Und der irakische Premierminister entging im November nur knapp einem Anschlag, der mit einer sprengstoffgefüllten Drohne auf seine Residenz verübt wurde.

So werden Drohnen in den falschen Händen zur Sicherheitsgefahr für Großveranstaltungen, Stromleitungen, Industrieanlagen, aber auch für militärische oder zivile Einrichtungen. In Flugschneisen können sie ganze Flughäfen lahmlegen.
Standard-Geofencing-Technologien bieten gegen diese Drohnen-Zwischenfälle keinen zuverlässigen Schutz – auch weil man diese umgehen kann. Wirklich minimieren lassen sich die Risiken darum nur mit einer Perimetersicherung, die zur individuellen Situation und zum Gelände passt.

Genau dafür hat HENSOLDT skalierbare Multisensorik-Lösungen entwickelt, die in verschiedenen Konfigurationen – je nach Drohnentyp, Situation, Gelände oder Concept of Operation – eingesetzt werden können. Das nach dem englischen „expelling“ für „vertreiben“ benannte Drohnen­abwehr­system Xpeller nutzt dazu bestehende und bewährte HENSOLDT-Technologien. Das System kombiniert Radare, Kameras und Funkdetektoren. Eine leistungsstarke Software und KI-Algorithmen für die Bildanalyse zur Überwachung des Luftraums sammeln und verarbeiten die Informationen, um Drohnen erkennen und verfolgen zu können. Zusätzlich kann Xpeller auch die notwendigen Abwehrmaßnahmen einleiten und durchführen. Zum Beispiel durch eine Störung des Funksignals, mit dem die Drohne gesteuert wird. Oder durch die Ortung des Piloten. Und sogar durch eigene Drohnen, die feindliche Drohnen mit einem Netz einfangen können.

Entsprechend der permanenten techno­logischen Weiter­entwicklung der Drohnen wird auch Xpeller ständig an die neuen Anforderungen angepasst. Erst 2019 erfolgreich im Markt eingeführt, umfasst das System bereits heute verschiedene Anwendungen für den stationären, mobilen und seit 2021 auch tragbaren Einsatz, die modular um zusätzliche Sensoren ergänzt werden können. Selbst kleine „Hobby-Drohnen“ können so auf mehrere Kilometer Entfernung erkannt und „eingefangen“, Drohnen-Piloten geortet und festgesetzt, größere Drohnen durch Störung der Steuerung zur Landung „gezwungen“ und damit der Luftraum ein entscheidendes Stück sicherer gemacht werden.

1 Bundesverband für deutsche Luftverkehrswirtschaft

2 DFS - Deutsche Flugsicherung

Die NATO kategorisiert Drohnen nach Gewicht, maximaler Flughöhe („Above Ground Level“, AGL) und Sichtweite („Line of Sight“, LOS) in drei Klassen, wobei der Xpeller auf Class 1-Drohnen spezialisiert ist. Innerhalb dieser Klasse unterscheidet man zwischen

  • Mikrodrohnen mit einem Gewicht von unter 2 Kilogramm, ein AGL von bis zu 200 Fuß und ein LOS von 5 Kilometern
  • Minidrohnen mit einem Gewicht von 2 bis 20 Kilogramm, ein AGL von bis zu 3.000 Fuß und ein LOS von 25 Kilometern
  • Kleine Drohnen mit einem Gewicht von mehr als 20 Kilogramm, ein AGL von bis zu 5.000 Fuß und ein LOS von 50 Kilometern
  • Class 2-Drohnen sind bis zu 600 Kilogramm, Class 3-Drohnen sogar über 600 Kilogramm schwer. Letztere werden insbesondere militärisch genutzt.
    Security Solutions
    Nashörner

    Damit Überlebende der Urzeit
    auch weiterhin überleben

    Mit einer speziell entwickelten Lösung von HENSOLDT wird in Südafrika die weltweit größte Breitmaulnashorn-Farm überwacht – mit Erfolg: Seit vier Jahren wurde kein einziges Nashorn gewildert.

    Mit bis zu 3,5 Tonnen Lebendgewicht sind Nashörner nach Elefanten die größten Säugetiere an Land. Trotz ihres Gewichts können die Vegetarier bis zu 55 km/h schnell werden. Das tun sie aber nur, wenn es wirklich sein muss: Viel lieber kümmern sie sich um ihren Nachwuchs, genießen Schlammbäder und pflanzen sich fort.

    Die größte Gefahr dieser friedliebenden Riesen ist ihr namengebendes Horn, das primär aus Keratin besteht – dem Material unserer menschlichen Fingernägel.
    Dieses Horn ließ Nashörner zu den gefährdetsten Tierarten weltweit werden. In Asien zu Pulver verarbeitet, spricht man ihm diverse Heilkräfte zu, unter anderem eine potenzsteigernde Wirkung. Nichts davon konnte jemals wissenschaftlich bewiesen werden. Dennoch hat sich die Population von etwa 500.000 Tieren Anfang des 20. Jahrhunderts auf rund 27.000 Tiere reduziert. Drei der fünf Nashornarten sind durch die Zerstörung ihres natürlichen Lebensraums und durch die immer massiver werdende Wilderei akut vom Aussterben bedroht. Und anders als viele andere Wildtiere wehren sie sich nicht gegen Annäherungsversuche oder Angriffe durch den Menschen.

    Allein von 2013 bis 2017 wurden in Südafrika – wo rund 80 Prozent aller Nashörner leben – jährlich mehr als 1.000 Tiere getötet. Seit 2018 konnte Südafrika beim Schutz eines der letzten Überlebenden der Urzeit jedoch einen wesentlichen Fortschritt erzielen. Die Population auf der größten Nashornfarm der Welt, der Buffalo Dream Ranch, sollte jedes Jahr um 215 Baby-Nashörner erhöht werden. Das ist gelungen. Gleichzeitig wurde dort in vier Jahren kein einziges Nashorn gewildert. Damit leben heute auf den 8.000 Hektar 2.000 Nashörner.

    Gelungen ist das dank modernster Technologie von HENSOLDT. Das speziell entwickelte HENSOLDT Security Solutions System überwacht dabei sowohl die Nashörner selbst als auch das Gelände der Ranch sowie das Umland mit Tag- und Nachtsichtkameras, Radartechnologie und Sensoren. Wilderer werden so bereits entdeckt, bevor sie in das Reservat eindringen und in die Nähe der Tiere gelangen können. Ranger müssen also nicht mehr auf einen Schuss oder das Auslösen eines Alarms warten, bevor sie sich auf Spurensuche begeben können. Stattdessen können sie Wilderer bereits am Eindringen in geschützte Gebiete hindern. Sie jagen also keine Wilderer mehr, sie retten Tiere.

    So sollte die Zukunft des Kampfs gegen die Wilderei in allen Reservaten und Nationalparks aussehen – ein sinnvolles Zusammenspiel von Rangern und modernen Technologien.

    Interview Broekman

    „Mit HENSOLDT-Technologien können wir Tiere retten,
    anstatt Wilderer zu jagen“

    Stefran Broekman kämpft in Südafrika seit über zehn Jahren gegen die Wilderei von Wildtieren wie Nashörnern, Elefanten und Löwen. Er war Sicherheitschef auf der Buffalo Dream Ranch, als die Technologien von HENSOLDT im Reservat installiert wurden. Und kennt sich dementsprechend gut mit dem Einsatz solcher Technologien zum Schutz von Wildtieren aus. Er hat miterlebt, wie sich die Wilderei im Laufe der Jahre drastisch verändert hat, und berichtet von seinen Erfahrungen.

    Warum sind Sie Ranger geworden?

    Wegen meiner Liebe zur Wildnis und zu den Tieren. Ich habe 2010/11 im Sabi Sands Game Reserve angefangen, wo die Wilderei so richtig startete. Dagegen kämpfe ich bis heute jeden Tag. Wenn man einmal als Ranger arbeitet, dann kann man nichts anderes mehr machen.

    Inwiefern hat sich die Wilderei in den vergangenen Jahren verändert?

    Wilderei ist heute eine 24/7-Aufgabe. Zunächst wurde nur tagsüber gewildert, dann in Vollmondphasen und irgendwann rund um die Uhr. 2013 stand ich neben 60 toten Nashörnern, nicht weil wir unsere Arbeit nicht getan hätten, sondern weil die Wilderei so effektiv wurde. Wir haben es heutzutage mit schwer bewaffneten Wilderern zu tun. Früher sind wir mit einer Schusswaffe und einer Flasche Wasser losgezogen, heute geht es auch für uns immer um Leben oder Tod. Deshalb mussten wir andere Instrumente in unseren Werkzeugkasten aufnehmen, um wirksam gegen Wilderei vorgehen zu können.

    Warum bekommt man die Wilderei nicht in den Griff?

    Das ist eine Mischung aus sozialen Verhältnissen und politischer Lethargie. Wir führen Gerichtsverfahren, bei denen liegen die Taten sechs oder sieben Jahre zurück. Angeklagte Wilderer werden dann häufig nicht verurteilt, weil man ihnen einfach nichts nachweisen kann. Das scheitert mitunter an so trivialen Dingen wie einem vernünftigen DNA-Abgleich an der Waffe. Damit ist Wilderei ein gefahrloses Verbrechen. Das Risiko ist gering, die Belohnung groß. Es gibt in Mosambik eine Redewendung, die man auf die Wilderei bezieht: ‚I’m going to get rich without working, but I might die without being sick‘. Das sagt alles.

    Was muss sich ändern, um Wilderei effektiv zu bekämpfen?

    Wir brauchen eine strikte Rechtsdurchsetzung. Zudem müssen wir den Kampf proaktiver angehen: Als Ranger hat man verloren, wenn man die Wilderer findet, wenn das Nashorn, der Elefant oder der Löwe schon tot ist. Wir mussten unser Vorgehen verändern. Genau da helfen die Technologien von HENSOLDT: Wir müssen nicht mehr auf den Schuss oder das Auslösen eines Alarms warten, wir können Wilderer von vornherein daran hindern, in geschützte Gebiete einzudringen. Die Technologie erhöht unsere Reaktionszeit, was uns ermöglicht, Tiere zu retten, anstatt Wilderer mit ihrer Beute zu jagen.

    Warum werden Technologien wie die von HENSOLDT nicht häufiger eingesetzt?

    Zum einen ist es gar nicht trivial, eine Technologie zu finden, die trotz Staub, Feuchtigkeit oder Hitze verlässlich funktioniert. Zum anderen fehlt häufig das Geld. Ein Großteil der Nashorn-Population ist in Privathand, und viele dieser Technologien können, weil es sich um Militärequipment handelt, von Privatleuten gar nicht erworben werden. HENSOLDT hat als erstes Unternehmen gesagt: Wir gehen diesen Weg zusammen.

    Was fasziniert Sie an Nashörnern?

    Nashörner sind kluge und entspannte Tiere, die absolut überlebensfähig sind. Sie sind robust, unkompliziert und könnten sich ohne Probleme fortpflanzen. Das Dilemma: Sie haben schlechtes Augenlicht, feste Schlafenszeiten, genießen Schlammbäder und wehren sich – anders als Löwen und andere Wildtiere – nicht gegen Angriffe. Es ist kein Problem, sich ihnen zu nähern. Deshalb müssen wir sie schützen. Ich sage immer: Wir müssen die Nashörner tun lassen, was sie tun.

    Glauben Sie, dass sich die Wilderei überhaupt stoppen lässt?

    Auf jeden Fall. Es gibt genug Menschen, die jeden Tag gegen die Wilderei kämpfen, die ihr Leben dem Kampf gegen Wilderei gewidmet haben. Auch die öffentliche Aufmerksamkeit hat die Wilderei schon maßgeblich reduziert, weil sie den Finger in die Wunde legt. Gleichzeitig sollten wir aber auch sehr vorsichtig sein: Nashörner sind nur der Anfang. In einigen Nationalparks machen Wilderer bereits Jagd auf Elefanten. So wurden im Kruger Nationalpark 70 Elefanten gewildert, als es keine Nashörner mehr gab. Wenn wir die Anfänge nicht stoppen, wird es einfach weitergehen mit anderen Spezies.

    Interview Muller

    „Wir sind die Augen, die niemals schlafen“

    Werner Muller verantwortet als Leiter das Spectrum Management und Monitoring sowie das Sicherheitsgeschäft von HENSOLDT Südafrika. Seit 2017 kümmert er sich verstärkt um den Schutz von Wildtieren mithilfe von HENSOLDT-Technologien.

    Wie kam das Engagement im Bereich Wildlife Protection zustande?

    Vor einigen Jahren besuchten uns potenzielle Kunden, die an einer ganz anderen HENSOLDT-Lösung interessiert waren. Einer der Gäste erzählte uns dann von Wilderei-Problemen und sagte mit hörbarer Verzweiflung in der Stimme, dass der Tag kommen wird, an dem wir das letzte Nashorn in einen LKW verladen müssen und es nie wieder in freier Wildbahn sehen werden. Das hat uns so berührt, dass wir der Buffalo Dream Ranch in Südafrika am nächsten Morgen einen Projektvorschlag machten. So nahm der Einsatz von HENSOLDT-Technologien gegen Wilderei seinen Anfang.

    Gab es denn keine Skepsis seitens der „Anti-Poaching“-Gemeinschaft?

    Natürlich gab es Vorbehalte. Auf der Buffalo Dream Ranch war man es leid, dass so viele Organisationen ihre Versprechen nie eingehalten und nie geliefert hatten. Man muss auch sagen: Es ist alles andere als trivial, fortschrittliche technische Lösungen in das Einsatzkonzept für den Wildtierschutz zu integrieren. Wir bewegen uns hier in der entlegensten Wildnis und haben es mit Heraus­forderungen wie unklaren Grenzen, fehlender Elektrizität etc. zu tun. Genau deshalb aber war HENSOLDT so prädestiniert, hier zu helfen – wir haben diese Kompetenzen einfach alle im Haus: Dank unserer Radar-Experten können wir bei der Erfassung leicht zwischen Menschen und Tieren unterscheiden. Unsere KI-Experten gewinnen zusätzliche Informationen aus den Bildern. Andere Kollegen beschäftigen sich mit der Frage, wie wir noch mehr Unterstützer gewinnen, das Thema auf die öffentliche Agenda heben und mehr Finanzmittel auftreiben können. Es handelt sich also um eine echte Teamleistung. Heute werden wir von der „Anti-Poaching“-Gemeinschaft als wichtiger Partner beim Wildtierschutz anerkannt, auch weil sie spüren, dass wir mit Herzblut dabei sind.

    Inwiefern kann HENSOLDT-Technologie gegen Wilderei helfen?

    Der Kampf gegen die Wilderei wird immer ein Zusammenspiel von Mensch und Technologie sein. Es braucht immer Ranger vor Ort. Mit unseren Technologien können wir ihren Job aber enorm erleichtern und effektiver machen. Mit unserer Technologie erhalten sie Informationen, die sie vorher nicht hatten. Wir sind die Augen, die niemals einschlafen.

    Lassen sich die Effekte der Technologie messen?

    Und wie! Das System wurde vor fünf Jahren auf der Buffalo Dream Ranch installiert. Davor gab es jeden Monat, manchmal sogar jede Woche, Angriffe von Wilderern. Seit wir die Technologie von HENSOLDT einsetzen, ist in dem Reservat kein einziges Nashorn der Wilderei zum Opfer gefallen. Ziel war, die Population jedes Jahr um 215 Baby-Nashörner zu erhöhen. Das haben wir auf der Buffalo Dream Ranch erreicht. Heute liegt die Population bei über 2.000 Nashörnern. Wahrscheinlich handelt es sich bald um die größte Breitmaulnashorn-Population weltweit, weil in allen anderen Arealen weiterhin gewildert wird.

    Was sagt das Projekt über HENSOLDT?

    Wir hatten die richtige Idee zur richtigen Zeit. Thomas Müller und Celia Pelaz haben hier einen echten Kulturwandel bewirkt. Beide kamen damals nach Südafrika, um sich das Projekt anzuschauen. Das war phänomenal und hat uns viel Rückenwind für weitere Projekte gegeben. Wir dürfen und sollen uns heute um diese Projekte kümmern – auch wenn sie nicht die großen Umsatz- und Profitbringer sind. Und das wären auch die falschen Motive. Man kann das nur erfolgreich machen, wenn man sich aufrichtig sorgt und kümmert. Das tun wir. Alles fügte sich zum richtigen Zeitpunkt.

    Was bedeutet den Menschen und Ihnen persönlich dieses Projekt?

    Für manche Menschen sind es einfach „nur“ Nashörner. Andere werden sehr emotional, wenn sie von diesem Projekt hören. Jeder von uns kennt diese entscheidenden Momente im Leben. Ein solcher Moment war für mich der Tag, an dem mir klar wurde, dass wir vielleicht sogar noch zu meinen Lebzeiten das Ende von Nashörnern und Löwen erleben werden. In meinen Augen haben wir die Pflicht zu helfen. Sonst ist für die kommende Generation einfach nichts mehr da. Deshalb frage ich mich jeden Tag, ‚was kann ich heute tun, um das zu stoppen‘. Es gibt eine Redewendung, die wir alle verinnerlichen sollten: ‘The world is a dangerous place, not because of those who do evil but because of those who look on and do nothing.’ Darum geht es!

    Werden Nashörner in freier Wildbahn überleben?

    Das liegt an uns. Wenn wir weiterhin die richtigen Leute zusammenbringen, noch häufiger Technologien im Kampf gegen die Wilderei einsetzen und das Bewusstsein für die Dringlichkeit des Themas schärfen, können wir es schaffen. Deshalb unterstützen wir den Kampf gegen die Wilderei und arbeiten mit den Menschen, die sich tagtäglich dafür einsetzen. Letztendlich ist es eine Teamleistung, bei der sich jeder Einzelne von uns und jede Organisation engagieren kann, um eine Veränderung herbeizuführen, die noch lange über unsere Lebenszeit hinaus Bestand haben wird.

    Buffalo Dream Range
    Eisbären

    Giganten der Stille

    Das von HENSOLDT entwickelte „Polar Bear Warning Radar“ (PoWR) schützt die bedrohte Spezies – und gleichzeitig auch die Menschen in der Arktis vor hungrigen Eisbären.

    Über Jahrtausende haben sich Eisbären an die besonderen Bedingungen in der Arktis angepasst. Heute sind sie zum Synonym für den Klimawandel geworden. Ihre Lebensräume und Beutegebiete schrumpfen. Ihr Hunger treibt sie immer häufiger in Ortschaften, wo es zu für sie oftmals tödlich endenden Begegnungen mit den Bewohnern kommt. Denn bisherige „Polar Bear Alert“-Programme können erst bei Sichtkontakt warnen. Das ist fast immer zu spät, um die Eisbären noch tierfreundlich vertreiben zu können.

    Doch nun naht eine Lösung. Getreu dem Motto „Detect and Protect“ hat HENSOLDT das „Polar Bear Warning Radar“ (PoWR) entwickelt. Es entdeckt („Detect“) Eisbären bereits viele Kilometer vor den Ortschaften und hilft so, die Menschen frühzeitig zu warnen und damit die Tiere und die Menschen vor Ort zu schützen („Protect“). Ausgestattet mit einer Tagsicht- und Wärmebildkamera bietet das hier eingesetzte „SPEXER 360“-Radar einen 360-Grad-Rundumblick, der rund um die Uhr auch unter extremen Wetterbedingungen selbst bei den geringen Kontrasten einer Schneelandschaft funktioniert und über eine Software ferngesteuert werden kann.

    Nach ersten Testläufen in Grönland wird die Technologie nun im Rahmen einer Kooperation mit der Non-Profit-Organisation „Polar Bears International“ (PBI) weiterentwickelt. PBI hat sich den Schutz von Eisbären in Kanada sowie der Arktis (einschließlich Svalbard / Spitzbergen, Russland und Alaska) zum Ziel gesetzt. Die erste Projektphase startete im Oktober 2021 in dem kanadischen kleinen Ort Churchill. Der Ort ist weit über die Grenzen Kanadas bekannt, weil sich dort jährlich im Sommer Hunderte Eisbären versammeln. Hier wird das System nun angewendet und die KI-Algorithmen werden durch das HENSOLDT Analytics-Team derzeit trainiert.

    Auf Basis der bereits gewonnenen Erkenntnisse sollen in einem nächsten Schritt nun bärenfreundliche Schutzmaßnahmen entwickelt werden und weitere Installationen in der Arktis, unter anderem auch in Norwegen, folgen. Zum Schutz der Giganten der Stille und der Menschen am Polarkreis.

    Interview Kehrer

    „Es lag förmlich auf der Hand:
    Hier muss und will ich etwas bewegen“

    Frank Kehrer ist Entwicklungs­ingenieur und verantwortet bei HENSOLDT das Projekt­management verschiedener Baugruppen in der Abteilung „Digitale Hardwareentwicklung“. Davor war er mehrere Jahre bei der Bundeswehr und absolvierte ein Studium der Elektrotechnik mit abschließender Diplomarbeit bei Airbus. Fasziniert von der Arktis und ihren exotischen Bewohnern ist Frank Kehrer bereits mehrere Male nach Spitzbergen gereist und hat dort Eisbären in ihrem natürlichen Lebensraum beobachten können.

    Wie kamen Sie auf die Idee, mit der Technologie von HENSOLDT Eisbären zu schützen?

    Ich liebe die Arktis, das arktische Klima und seine exotischen Bewohner (Tiere wie Menschen). Bei einem meiner Besuche musste ich dann miterleben, wie ein Eisbär von einem Hubschrauber vertrieben wurde und dabei zu Tode kam. Als Entwicklungs­ingenieur beim Weltmarktführer für Sensorik stellte sich mir dann die Frage: Lässt sich das mit HENSOLDT-Technologie nicht verhindern? Können wir bedrohte Tierarten nicht besser schützen? Es lag förmlich auf der Hand: Hier muss und will ich etwas bewegen.

    Was fasziniert Sie an Eisbären?
    Welche besondere Eigenschaft hätten Sie gerne von Eisbären?

    Der Eisbär ist einer unserer letzten überlebenden Giganten. Es ist die Einfachheit, die Stille, die er allein da draußen unter diesen rauen klimatischen Bedingungen erleben darf, die fasziniert.

    Wie fühlt es sich an, dass die Technologie nun bald zum Einsatz kommt?

    Unbeschreiblich. Ich werde alles daransetzen, dabei zu sein, wenn das Gerät in Longyearbyen installiert wird. Nach zwei Jahren an den Ort der Ideen-Entstehung zurückzukehren, gibt einfach so viel Kraft für Neues.

    Wie sind die Reaktionen der Menschen?

    Allein die Idee begeisterte die Menschen bei HENSOLDT, Mitglieder von „Polar Bears International“ aber auch alle Bekannten, Verwandten und Freunde, die in irgendeiner Form davon gehört haben. HENSOLDT-Technik für so unglaublich tolle Tierschutz-Projekte zu verwenden, stößt überall auf pure Begeisterung und Anerkennung.

    Bei HENSOLDT haben wir uns einem gemeinsamen Ziel verschrieben: Wir wollen die Freiheit und die Zukunft unseres Planeten, unserer Natur und unserer Leben mit unseren Technologien sichern. Als Frank Kehrer mit seiner Idee auf mich zukam, war ich deshalb sofort begeistert. Zudem ist genau das Teil unserer DNA: Ideen aktiv einbringen, neue Wege mutig gehen und Innovationen jeden Tag leben. Wir sind sehr stolz darauf, mit unseren Technologien einen kleinen Beitrag zum Schutz bedrohter Tierarten und zu mehr Artenvielfalt leisten zu können. Das „Polar Bear Warning Radar“ ist ein Projekt von vielen, die wir im Bereich Wildtierschutz vorantreiben: Dazu gehört auch der Schutz von Nashörnern oder der Abalone-Seeschnecke in Südafrika.

    Thomas Müller, Vorstandsvorsitzender der HENSOLDT AG, über den Einsatz von HENSOLDT-Technologien im Wildtierschutz
    Abalonen

    Der Schutz des
    „weißen Goldes der Meere“

    Mithilfe von HENSOLDT-Technologie wird in Südafrika ein Naturschutz-Gebiet an der Küste überwacht und die dort lebenden Abalone geschützt.

    Abalone-Seeschnecken – in Europa oder den USA werden die wenigsten von dieser Tierart gehört haben. In Asien dagegen bekommen viele Menschen glänzende Augen, wenn man von den bis zu 30 Zentimeter großen und zwei Kilo schweren friedlichen Meeresbewohnern spricht. Dort bezeichnet man sie auch als „weißes Gold“, sie gelten als Delikatesse und – zu Pulverform verarbeitet – als Aphrodisiakum. Obwohl sie gerade in der südlichen Hemisphäre an vielen Küsten vorkommen, erreichen nur die wenigsten von ihnen ihre volle Größe oder gar ihr Maximal-Alter von 30 Jahren.

    Besonders kritisch ist die Situation in Südafrika, wo die Wilderei und der illegale Handel – auch im Tausch gegen Drogen – sogar in Schießereien ausarteten. Das Problem: Abalone können sehr einfach gewildert werden, saugen sie sich doch in der Regel in Küstennähe und nur wenige Meter unter der Wasseroberfläche an Felsen fest.

    Dank HENSOLDT konnte dem jedoch ein Ende gesetzt werden. Im Hangklip Conservatory, einer der artenreichsten Küsten Südafrikas in der Nähe von Kapstadt, überwacht eine ursprünglich zur Grenzsicherung entwickelte Technologie das 50 Hektar große Naturschutzgebiet. Das System ist Teil des „Security Solutions“-Portfolios von HENSOLDT zum Schutz von bedrohten Arten und besteht aus einer Kombination verschiedener moderner Sensoren, darunter Optiken und Radare, wodurch alle Daten in einer Leitstelle zusammengeführt werden. Durch moderne Analyseverfahren entsteht ein vollständiges Lagebild. So können potenzielle Wilderer frühzeitig erkannt und festgenommen, gleichzeitig aber auch die legalen Ernteaktivitäten überwacht werden.

    Da viele Menschen in Südafrika die Abalone aus wirtschaftlicher Not illegal ernten, hat HENSOLDT inzwischen gemeinsam mit anderen Investoren die Initiative ergriffen und plant den Aufbau legaler Abalone-Farmen.