Unbemannte Flugobjekte werden zusehends kleiner, schneller und effektiver – und immer
häufiger auch zu einer ernsten Bedrohung für die Sicherheit im Luftraum sowie am Boden. Mit
Xpeller steuert HENSOLDT gegen.
Allein in Deutschland gibt es mehr als 400.0001 Drohnen. Ein Großteil davon sind
Mikro- oder Minidrohnen, die man jederzeit käuflich erwerben und ohne Training oder
Zertifizierung fliegen kann. Deshalb steigen mit der wachsenden Zahl an unbemannten
Flugobjekten (kurz UAS für „Unmanned Aircraft System“) auch die Zwischenfälle in
kontrollierten Lufträumen. 2020 kam es so im europäischen Luftraum zu über 500 gemeldeten
Zwischenfällen an Flughäfen2, teilweise – wie 2018 mitten im
Weihnachts-Flugverkehr am Londoner Flughafen Gatwick – mit der Folge einer stundenlangen
kostenintensiven Schließung.
Gleichzeitig entwickeln sich die technischen Möglichkeiten von Drohnen ständig weiter. Sie
werden immer kleiner, schneller und manövrierfähiger. Mit einem einzigen Flug können größere
Drohnen mittlerweile bis zu 150 Kilogramm Last transportieren – Passagiere, Drogen oder auch
gefährliche Substanzen. Täglich werden neue und intelligentere Drohnen auf dem Markt
verfügbar, dazu kommen modifizierte, selbst gebaute und militärische Drohnen. Über
Mobilfunknetze gesteuert legen sie enorme Reichweiten zurück.
Nicht zuletzt darum haben auch Kriminelle Drohnen für sich entdeckt. Politisch motiviert
eingesetzt oder sogar zum Drogenschmuggel im Rahmen der Organisierten Kriminalität genutzt,
können Drohnen so zu einer echten Bedrohung werden. Das zeigten zwei Vorfälle, die 2021 für
Schlagzeilen sorgten: Im September wurden über einer Polizeikaserne in Minsk (Weißrussland)
mehrere Liter einer entflammbaren Flüssigkeit von einer Drohne abgeworfen. Und der irakische
Premierminister entging im November nur knapp einem Anschlag, der mit einer
sprengstoffgefüllten Drohne auf seine Residenz verübt wurde.
So werden Drohnen in den falschen Händen zur Sicherheitsgefahr für Großveranstaltungen,
Stromleitungen, Industrieanlagen, aber auch für militärische oder zivile Einrichtungen. In
Flugschneisen können sie ganze Flughäfen lahmlegen.
Standard-Geofencing-Technologien bieten gegen diese Drohnen-Zwischenfälle keinen
zuverlässigen Schutz – auch weil man diese umgehen kann. Wirklich minimieren lassen sich die
Risiken darum nur mit einer Perimetersicherung, die zur individuellen Situation und zum
Gelände passt.
Genau dafür hat HENSOLDT skalierbare Multisensorik-Lösungen entwickelt, die in verschiedenen
Konfigurationen – je nach Drohnentyp, Situation, Gelände oder Concept of Operation –
eingesetzt werden können. Das nach dem englischen „expelling“ für „vertreiben“ benannte
Drohnenabwehrsystem Xpeller nutzt dazu bestehende und bewährte HENSOLDT-Technologien. Das
System kombiniert Radare, Kameras und Funkdetektoren. Eine leistungsstarke Software und
KI-Algorithmen für die Bildanalyse zur Überwachung des Luftraums sammeln und verarbeiten die
Informationen, um Drohnen erkennen und verfolgen zu können. Zusätzlich kann Xpeller auch die
notwendigen Abwehrmaßnahmen einleiten und durchführen. Zum Beispiel durch eine Störung des
Funksignals, mit dem die Drohne gesteuert wird. Oder durch die Ortung des Piloten. Und sogar
durch eigene Drohnen, die feindliche Drohnen mit einem Netz einfangen können.
Entsprechend der permanenten technologischen Weiterentwicklung der Drohnen wird auch Xpeller
ständig an die neuen Anforderungen angepasst. Erst 2019 erfolgreich im Markt eingeführt,
umfasst das System bereits heute verschiedene Anwendungen für den stationären, mobilen und
seit 2021 auch tragbaren Einsatz, die modular um zusätzliche Sensoren ergänzt werden können.
Selbst kleine „Hobby-Drohnen“ können so auf mehrere Kilometer Entfernung erkannt und
„eingefangen“, Drohnen-Piloten geortet und festgesetzt, größere Drohnen durch Störung der
Steuerung zur Landung „gezwungen“ und damit der Luftraum ein entscheidendes Stück sicherer
gemacht werden.
1 Bundesverband für deutsche Luftverkehrswirtschaft
2 DFS - Deutsche Flugsicherung
Die NATO kategorisiert Drohnen nach Gewicht, maximaler Flughöhe („Above Ground Level“,
AGL) und Sichtweite („Line of Sight“, LOS) in drei Klassen, wobei der Xpeller auf Class
1-Drohnen spezialisiert ist. Innerhalb dieser Klasse unterscheidet man zwischen
Mikrodrohnen mit einem Gewicht von unter 2 Kilogramm, ein AGL von bis zu 200 Fuß und ein
LOS von 5 Kilometern
Minidrohnen mit einem Gewicht von 2 bis 20 Kilogramm, ein AGL von bis zu 3.000 Fuß und
ein LOS von 25 Kilometern
Kleine Drohnen mit einem Gewicht von mehr als 20 Kilogramm, ein AGL von bis zu 5.000 Fuß
und ein LOS von 50 Kilometern
Class 2-Drohnen sind bis zu 600 Kilogramm, Class 3-Drohnen sogar über 600 Kilogramm schwer.
Letztere werden insbesondere militärisch genutzt.