Globale Präsenz stärken

Parallel dazu laufen paneuropäische Programme – wie das erfolgreiche Pilotprogramm EDIDP oder das Nachfolgeprogramm EDF –, die mehr denn je auf Zusammenarbeit setzen. Zwischen den Verteidigungs­ministerien, aber auch auf industrieller Ebene. Gemeinsam mit bereits laufenden, länderübergreifenden Projekten wie dem „Future Combat Air System“ (FCAS) oder dem „Main Ground Combat System“ (MGCS) stellen sie bereits heute eine neue Art der Zusammenarbeit in Europa dar.

HENSOLDT ist ein Musterbeispiel für diese europäische Kooperation: Schon heute ist das Unternehmen an vielen europäischen Projekten beteiligt, häufig als Hauptpartner mit bis zu 30 anderen Unternehmen. Ein Beispiel für ein komplexes, paneuropäisches Projekt ist das FCAS-Konsortium, in dem HENSOLDT eine zentrale Rolle spielt. Allein an diesem Projekt sind rund 80 HENSOLDT-Mitarbeitende beteiligt – ab 2024 wird sich die Zahl sogar noch mal verdoppeln.

FCAS verdeutlicht aber auch einen anderen Paradigmenwechsel in der Verteidigungs­industrie, von dem insbesondere HENSOLDT profitiert: Die Entwicklung von einem plattform­zentrierten zu einem system- oder sogar daten­zentrierten Ansatz. Damit wird der Anteil der Verteidigungs­elektronik in den Plattformen in den kommenden Jahren erheblich steigen. Zudem werden immer mehr Daten intelligent erfasst, analysiert und ausgewertet werden müssen – denn das menschliche Gehirn ist kaum in der Lage, bestimmte Bedrohungen frühzeitig zu erkennen, zu verstehen und entsprechend zu reagieren.

In beiden Bereichen – in der Verteidigungs­elektronik und im Bereich der KI-gestützten Datenanalyse – ist HENSOLDT Analytics führend in Europa. Selbstlernende Algorithmen sind aus vielen Produkten und Lösungen von HENSOLDT – von Selbstschutz­systemen, über die Signalerkennung und Bildanalyse bis hin zu Radar-Warnsystemen – nicht mehr wegzudenken. Dabei liegt eine besondere Stärke von HENSOLDT Analytics in der intelligenten Fusion klassischer und virtueller Sensorik, um so noch bessere Entscheidungsgrundlagen zu liefern.

Das Kürzel „ODINs EYE“ steht für die Entwicklung eines europäischen Raketenfrühwarnsystems im Weltraum. Im Rahmen der „multinatiOnal Development INitiative for a Space-based missilE earlY-warning architecture” soll ein Bewusstsein für die steigende Bedrohung durch ballistische und Hyperschall-Raketen geschaffen werden. Im Rahmen dieses Projekt bewertet HENSOLDT Optronics die technische Machbarkeit von Sensor-Lösungen, die auf einer Umlaufbahn im Weltall kreisen.

CARMENTA steht für die Entwicklung eines neuen europäischen Selbstschutzsystems für Hubschrauber, Transportflugzeuge und weitere Plattformen. Missionsspezifisch anpassbar soll es optimalen Schutz unter ganz unter­schiedlichen Einsatzbedingungen bieten. Als europäischer Technologieführer im Bereich „Airborne Sensors“, insbesondere von Missile- und Laserwarnern und im Bereich „Directed Infrared Countermeasures“, definiert HENSOLDT bestehende und neue Bedrohungen für Transportflugzeuge und Hubschrauber. Zudem werden neue Konzepte für die nächste Generation von Selbstschutz­systemen entwickelt.

Drohnen werden zu zentralen Plattformen in militärischen Konflikten der Zukunft – ihre aktive sowie passive Beherrschung ist damit entscheidend für eine gesamteuropäische Sicherheits- und Verteidigungs­strategie. Angesichts der dynamischen Entwicklung in diesem Bereich und der zunehmenden Bedrohung insbesondere durch bewaffnete oder nachrichten­dienstlich genutzte Minidrohnen soll ein Abwehrsystem entwickelt werden, das alle technischen und taktischen Möglichkeiten voll ausschöpft. Es soll Drohnen erkennen, klassifizieren, verfolgen und ausschalten können – zum Schutz einzelner Soldaten, aber auch von Fahrzeugen, Standorten bis hin zu kritischer Infrastruktur. HENSOLDT bringt seine Expertise zur Drohnenabwehr in die Definition des „Concept of Operations“ ein und verantwortet darüber hinaus den Bereich „Cyber Security“.

Aufgrund des großen Erfolgs des Pilotprogramms EU EDIDP hat die EU 2021 das Nachfolgeprogramm EDF („European Defence Fund“) aufgelegt. Bis 2027 unterstützt der mit 7,9 Milliarden Euro ausgestattete Fonds Kooperationsprojekte, die sich mit neuen und bahnbrechenden Technologien sowie aktuellen Sicherheitsbedrohungen beschäftigen und Lücken mit Blick auf Technologien und Fähigkeiten schließen sollen. Mit einem längeren Zeithorizont und einem höheren Budget als seine Vorgänger-Programme ausgestattet, wird der EDF die Entwicklung von Verteidigungs­technologien und -fähigkeiten grundlegend verändern.

Der EDF wird sich auf ein breites Spektrum von Fähigkeiten und Grundvoraus­setzungen konzentrieren: von ISR (Intelligence, Surveillance, Reconnaissance) über Künstliche Intelligenz (KI) und (Big) Data bis hin zur Förderung möglicher Synergien zwischen Raumfahrt und Verteidigung. Dabei gewinnen Dual-Use-Technologien zur zivilen als auch militärischen Nutzung zunehmend an Bedeutung. Auch hier ist HENSOLDT mit Vorreiter-Technologien im Bereich Cyber, KI, Daten-Analyse (OSINT) und 3D-gedruckter Elektronik bestens positioniert.

Genau das ist der einzigartige Vorteil von HENSOLDT UK: Das Unternehmen hat sich unter seinem früheren Namen Kelvin Hughes einen hervorragenden Ruf im Vereinigten Königreich aufgebaut. Der 2017 von HENSOLDT übernommene Spezialist für See-Navigation und Sensoren ist ein renommiertes britisches Unternehmen, das inzwischen als HENSOLDT UK firmiert. „In Großbritannien haben wir das Glück, auf dem Erbe und dem guten Ruf von Kelvin Hughes aufbauen zu können, um dann aber das gesamte Lösungsportfolio von HENSOLDT anbieten zu können“, beschreibt Russell Gould, Leiter International Business Development bei HENSOLDT, die Situation.

Diese Positionierung ist eine starke Basis für HENSOLDTs unternehmerische Entwicklung: 2021 führte HENSOLDT UK erstmals ein bodengestütztes Überwachungsradar im britischen Markt ein – das SPEXER 600 – und will sich damit zukünftig auch stärker im Bereich der zivilen und militärischen Landüberwachung positionieren. Gleichzeitig eröffnen sich damit auch spannende neue Märkte für erschwingliche, leistungsstarke X-Band-AESA-Radare. HENSOLDT Avionics bietet darüber hinaus verschiedene Software-Lösungen für Flugplanung und -betrieb an. Russell Gould bringt das Ziel von HENSOLDT UK auf den Punkt: „Es ist unser Ziel, eine starke industrielle Präsenz aufzubauen, um bei bedeutenden Ausschreibungen mitbieten und diese auch gewinnen zu können und so die Marke HENSOLDT und ihren Ruf in der Region weiter zu stärken.“

HENSOLDT UK beschäftigt fast 200 Mitarbeitende über alle vier Geschäftsbereiche der Gruppe hinweg – sowohl am Hauptstandort in Enfield im Norden Londons sowie bei HENSOLDT Avionics UK in Slinfold, West Sussex.

Genau deshalb befindet sich der Hauptsitz von HENSOLDT USA direkt vor den Toren Washingtons, in Vienna, Virginia. Dabei agiert HENSOLDT in den USA im Rahmen eines Sicherheitsabkommens (SSA), das dem Unternehmen Zugang zum klassifizierten US-Verteidigungs­markt verschafft. Dies ermöglicht die Nutzung und den Einsatz europäischer Technologien. „Das Ziel von HENSOLDT in den USA ist, integraler Bestandteil der industriellen Landschaft zu werden, Aufträge für die HENSOLDT-Gruppe zu akquirieren und unsere lokale Präsenz selbstständig, aber auch mithilfe von Partnern auszubauen“, sagt Russell Gould.

Die ersten Erfolge zeichnen sich bereits ab: So hat HENSOLDT 2021 eine Absichtserklärung mit QinetiQ zur Zusammenarbeit bei der Entwicklung, Integration, Erprobung, Inbetriebnahme und Wartung von HENSOLDT-Produkten in den Vereinigten Staaten unterschrieben. Gemeinsam wurden der US-Armee die HENSOLDT SETAS-Sensor Suite („See Through Armour System“) sowie das neue SPEXER 2000 Radar für gepanzerte Fahrzeuge vorgestellt. Diese Lösungen sind für die Modernisierung der Fahrzeugflotte konzipiert. Sie stießen nicht nur medial auf große Resonanz, sondern zeigen auch das enorme Potenzial, das HENSOLDT in diesem Bereich erschließen kann. Wichtige amerikanische Fachzeitschriften haben durch umfassende Berichterstattung weiter zur Bekanntheit von HENSOLDT auf dem US-Markt beigetragen.

Der 2021 eröffnete HENSOLDT-Standort in der tasmanischen Hauptstadt Hobart ist gleichzeitig auch das Hauptquartier des „Southern Guardian Space Domain Awareness System“. Mit ihm soll eine souveräne australische Fähigkeit zur Überwachung des Weltraums entwickelt werden.

Jon Wachman, Geschäftsführer HENSOLDT Australien & Neuseeland fasst die Strategie in Down Under zusammen: „Es ist wichtig, hier eine starke lokale Präsenz zu haben, da Australien als Mitglied der Five Eyes über ein starkes, zuverlässig finanziertes Verteidigungs­portfolio verfügt. Das Besondere an HENSOLDT Australia & New Zealand ist, dass wir ein weltweit führender und gleichzeitig lokal verankerter Anbieter sind."